DEN BODEN DÜNGEN
Bebauter Boden, dem kein Dünger zugeführt wird, wird früher oder später karg werden. Ihn zu bearbeiten wird immer schwieriger und die Pflanzen wachsen dort schlechter, was zwei Hauptursachen hat:
– Die Mikroorganismen im Boden, die verantwortlich für die krümelige Struktur sind, müssen regelmäßig mit Nahrung versorgt werden. Andernfalls verdichtet sich der Boden nach und nach und die Luftzirkulation wird erschwert.
– Die Pflanzen entziehen dem Boden Minerale, die sie benötigen, um zu wachsen, und laugen den Boden aus. Also ist es wichtig, dem Boden durch regelmäßiges Düngen Nährstoffe zuzuführen
Gründünger, Kompost, fragmentiertes Zweigholz, Mist. Wie findet man sich hier zurecht?
Es gibt verschiedene Substanzen, die Ihren Boden bereichern können: feste, mehr oder weniger feuchte, tierische, pflanzliche, mineralische, kostenlose oder solche, für die man bezahlen muss. Wie behält man da den Überblick? Welche Substanzen sollte man wählen?
Komplementarität der Zusätze
Bevor wir uns im Detail mit den Eigenschaften jeder einzelnen Substanz, die Sie in Ihrem Garten verteilen können, befassen, zuerst einmal ein bisschen etwas über Diätetik. Was Ernährungswissenschaftler den Menschen empfehlen, ist auf die Nährstoffversorgung des Bodens genauso anwendbar, und zwar: eine Ernährung, die so abwechslungsreich ist wie möglich. Genauso wie unser Darm beheimatet die Erde in unserem Garten Milliarden von Bakterien, die dazu in der Lage sind, nach und nach alles zu verdauen, was man der Erde zuführt, sofern dies nicht im Überfluss geschieht. Um die verschiedenen Bedürfnisse des Bodens und der Pflanzen, die wir anbauen, zu befriedigen, ist es also wichtig, auf die Komplementarität der Dünger zu setzen, anstatt uns auf eine bestimmte Technik zu beschränken, selbst wenn diese gerade in Mode sein sollte!
Den Boden oder die Pflanzen ernähren?
Das ist die erste Frage, die man sich stellen muss. Bestimmte Produkte sind nämlich eher dazu gedacht, den Boden zu ernähren, und andere dazu, die Pflanzen zu ernähren. Indem man den Boden ernährt, unterstützt man natürlich indirekt die Pflanzen beim Wachstum, da, wie wir bereits im ersten Teil detailliert ausgeführt haben, Sauerstoffmangel der einschränkende Faktor Nr. 1 für das Wurzelwachstum ist.
Da die Mikroorganismen diejenigen sind, die dazu beitragen, den Boden zu belüften, unterstützt man, indem man diese ernährt, auch die Entwicklung der Pflanzen. Die Wahl der „Nahrungsmittel“ hängt natürlich von der Beschaffenheit und vor allem Textur der Erde ab: Ein sehr sandiger Boden zum Beispiel muss angereichert werden, damit er Wasser besser speichert. Er braucht also einen sehr reifen Kompost.
„Nahrungsmittel“ für die Pflanzen sind zum Beispiel Holzasche, die pflanzenverfügbare Mineralstoffe enthält, wie Kalium. Bestimmte organische Dünger oder Jauchen versorgen den Boden schnell mit Stickstoff, da sie schnell abgebaut werden. Sie tragen also direkt zur Ernährung der Pflanzen bei. Ihre größte Sorge sollte jedoch sein, den Boden zu ernähren, da dies bei weitem ausreichend ist, um eine richtige Entwicklung der meisten Gartenpflanzen sicherzustellen. Letztere zu ernähren, sollte nur eine Rolle spielen bei Pflanzen mit besonders großem Nahrungsbedarf oder bei solchen mit speziellen Bedürfnissen.
Überschüsse vermeiden
Bei den Produkten, die bestimmte Stoffe in konzentrierter Form enthalten und die dazu gedacht sind, die Pflanzen direkt zu ernähren, sind Überschüsse möglich: bei Kalium in Asche, Stickstoff in organischem Dünger, bestimmten Flüssigprodukten oder Mist. Hier finden Sie Mengenangaben, die Sie nicht überschreiten sollten, um Überschüsse zu vermeiden. Selbstgemachter Kompost ist sehr flexibel in der Verwendung, da er, selbst wenn er in großen Mengen verwendet wird, zu keinem Überschuss führt: Die Minerale, die er enthält, sind nicht direkt pflanzenverfügbar, sondern erst, nachdem der Boden den Kompost zersetzt hat.
Wie und wann düngen?
Bestimmte Vorsichtsmaßnahmen sind produktabhängig, einige Grundregeln gelten aber für alle Dünger:
Niemals tief verscharren
Die erste Vorsichtsmaßnahme besteht darin, den Dünger niemals tief zu verscharren. Die Pflanzenwurzeln müssen nämlich schnellen Zugang zu den zugeführten Mineralstoffen haben. Letztere müssen also in Oberflächennähe verfügbar sein. Aber vor allem ist es der Sauerstoff, den der organische Dünger benötigt, um im Boden zersetzt zu werden. Wird das Material tief vergraben, verbraucht es den wenigen Sauerstoff, der dort vorhanden ist. Die anaeroben Bakterien übernehmen die weitere Zersetzung und setzen Moleküle frei, die für die Wurzeln giftig sind. Dieser Fehler wird oft in der Landwirtschaft gemacht, nämlich dann, wenn der Mist von den Pflügen vergraben wird, vor allem in sehr tonigen Böden, in denen die Luft nicht zirkuliert.
Verluste begrenzen
Umgekehrt ist es zu empfehlen, den Dünger ein wenig zu verscharren, um den Großteil der zugeführten Substanz zu erhalten. Bestimmte Produkte gehen sogar zum Teil verloren, wenn sie an der Oberfläche bleiben. Dies ist zum Beispiel bei Stickstoff der Fall, der teilweise in Form von Ammoniak in die Atmosphäre gelangt. Verluste können auch auftreten, indem der ausgebrachte Dünger weggeschwemmt wird, wenn es nach der Gabe heftig regnet. Das oberflächliche Verscharren kann umgangen werden, wenn das Produkt mit Mulch bedeckt wird. Dabei handelt es sich übrigens um eine sehr gute Lösung, da die Regenwürmer die Strohhalme nach und nach in die Erde ziehen. Diese langsame Einverleibung durch die Regenwürmer sorgt für eine bessere Zersetzung der Substanzen, die dem Boden zugeführt werden, und kann mit dem Kauen verglichen werden, das uns bei der Verdauung hilft.
Die Menge anpassen
Um die Verluste zu minimieren und zugleich die Aufnahme von zu großen Mengen durch die Pflanzen zu verhindern, ist es schließlich wichtig, die zugeführte Menge dem Mineralstoffgehalt des Produkts anzupassen. Das Entweichen von Stickstoff geschieht nicht nur in die Atmosphäre in Form von Ammoniak. Sind nun die Bedingungen für solches Entweichen nicht in ausreichendem Maße gegeben, riskiert man eine überschüssige Aufnahme durch die Pflanzen, denn diese sind nicht besser dran als wir, wenn es um Exzesse geht, und sie verhalten sich ähnlich wie wir bei Zucker oder Fett … Üppigen Verbrauch gibt es auch unter Pflanzen. Auch Ungleichgewichte im Boden sind möglich, etwa wenn zu viel Asche zugeführt wird.
Gehen wir nun die verschiedenen organischen Substanzen durch, die die Erde in unserem Garten bereichern können. Hierbei schlagen wir Ihnen eine logische Anordnung im Zusammenhang mit dem Begriff des lebendigen Bodens vor. Folglich beginnen wir mit Mulch, da dieser unverzichtbar ist, um die Bodenoberfläche zu schützen, und die in der Natur vorhandene Streu im Garten nachbildet. Darauf folgen Gründünger, da sie zur Bildung von unterirdischer Streu beitragen und gleichzeitig den Boden bis in die Tiefe bearbeiten. Die eigentlichen Zusätze folgen, beginnend mit selbstgemachtem Kompost, dem am öftesten verwendeten Mittel. Danach werden die von außen kommenden Quellen besprochen: Kompost aus Grünabfällen, fragmentiertes Zweigholz, Mist … Dabei vergessen wir aber nicht auf die in Einzelfällen verwendbaren Zusätze: organischer Dünger, Holzasche, pflanzliche Produkte, Mineraldünger.
Aus dem Buch:
ISBN 978-3-7020-1793-4
Blaise Leclerc
LEBENDIGER BODEN
Gartenboden verstehen und verbessern
Bio-Garten PRAXIS
Aus dem Französischen von Barbara Hinterplattner
176 Seiten, durchgehend farbig bebildert, 16,5 x 24 cm, Hardcover
€ 22,00
Pilze, Bakterien, Insekten und Regenwürmer im Boden sind der Schlüssel zur Bodenfruchtbarkeit. Dieses Buch hilft dabei, die Lebewesen im Gartenboden zu fördern sowie die Abläufe im Boden zu verstehen: Der erste Teil beschreibt, wie der Boden aufgebaut ist, wer ihn bewohnt, wie die Pflanzen darin gedeihen und welche komplexen Vorgänge im Boden ablaufen. Der zweite Teil zeigt, wie man den eigenen Gartenboden einfach analysiert, welche Bearbeitungsmöglichkeiten sinnvoll sind, wie man die Bodenfruchtbarkeit bewahrt und die Qualität des Erdbodens gezielt verbessert.