UNTERSCHIEDLICHE AXTARTEN

Äxte sind ikonische Holzbearbeitungswerkzeuge und allgegenwärtig – angefangen bei alten Handbüchern über Camping und Holzbearbeitung bis hin zu den Logos aktueller Outdoor-Firmen. Auch wenn die Axt in der professionellen Waldwirtschaft weitestgehend von der Kettensäge abgelöst wurde, bleibt sie dennoch bei Outdoor-Menschen als nützliches Werkzeug für Lager und Wanderung beliebt. Sogar bei Universaläxten gibt es eine bemerkenswerte Auswahl. Außerdem gibt es einige speziellere Axtformen, die für Waldlager oder Hütten in der Wildnis von Bedeutung sind.

Universaläxte

Universaläxte eignen sich gut für Wildnisreisen und viele Aufgaben rund ums Lagerleben. Die Bandbreite an Universaläxten konzentriert sich auf ein grundlegendes, funktionales Design, das dann je nach Zweck verändert wird.
Trotz des Rückgangs der Axt als professionelles Werkzeug der Waldbewirtschaftung stellen einige wenige Hersteller noch traditionelle Äxte her. Die Äxte, nach denen es sich zu suchen lohnt, haben hochwertige, geschmiedete Axtköpfe und widerstandsfähige Stiele aus Hickory- oder Eschenholz. Der Trend der letzten 20 Jahre bei traditionellen Waldäxten ging in Richtung „zurück zu den Wurzeln“: keine Farbe an den Axtköpfen, das naturbelassene Holz des Griffs lediglich mit Leinöl oder einer Leinöl-Bienenwachs-Mischung eingelassen, damit die Maserung zu sehen ist.

Universal-Wald- bzw. Forstäxte (oder Fälläxte) haben in der Regel einen kleinen Nacken, relativ wenig Metall an den Längsseiten des Auges und eine sich sanft verjüngende Wölbung im Querschnitt des Blattes in Richtung Schneide, die für gewöhnlich konvex ist. Eine konvexe Schneide sorgt trotz des schlanken und eleganten Axtkopfquerschnitts für Stärke an der Schneidkante. Eine gebogene Schneidkante ist effizienter bei Grünholz und typisch für Waldäxte aller Größen. Vergleichen Sie diese einmal mit speziellen Zimmermannsäxten, die nur für getrocknetes Holz gedacht sind; sie verfügen über sehr gerade Schneiden. Die Stiele von Waldäxten sind nicht gerade, sondern weisen sanfte Wölbungen auf, um der Ergonomie und dem Zweck dieser „Arbeitstiere“ gerecht zu werden. Die Stiele sind glatt, besonders bei größeren Modellen. So kann die Hand des Axt-Benutzers nahtlos und mit möglichst geringer Reibung von einer Position nahe am Axtkopf bis nach hinten zum Griff gleiten.

Im Zusammenhang mit den beliebten Äxten am heutigen Markt können wir die Universaläxte in vier Größenkategorien einordnen: Handbeil, Forstbeil, Forstaxt und Fällaxt. Sie alle verfügen über Allzweck-Köpfe und bilden gemeinsam eine Kategorie, die sich von spezielleren Äxten, etwa zum Spalten oder Schnitzen, abhebt.

Handbeile

Handbeile sind unter den Universaläxten die kleinsten. Kompakt und recht leicht, lassen sie sich gut mitnehmen. Handbeile werden einhändig benutzt. Im Vergleich zum Gebrauch eines Messers erledigen sie viele einfache Aufgaben rund ums Lager schneller oder effizienter – oder beides; etwa den Zuschnitt von hölzernen Heringen oder das Spalten von Anzündholz. Sie dienen Jugendlichen als gute Universaläxte, ähnlich wie eine größere Axt einem Erwachsenen. Für alle, deren Arm schnell ermüdet oder deren Handgelenk überlastet wird, wenn sie mit einer schwereren Axt schnitzen, könnte der Umstieg zum Handbeil die Antwort sein.

Typische Maße: Stiellänge im Bereich von 34–38 cm mit einem Gesamtgewicht von 0,6–0,8 kg.

Forstbeile

Verglichen mit dem Handbeil hat das Forstbeil einen längeren Schaft sowie einen größeren und schwereren Kopf, was insgesamt zu mehr Gewicht und einer größeren Hebelwirkung führt. An einem Erwachsenen gemessen, der seinen Arm horizontal zur Seite streckt, entspricht die Axtgröße ungefähr der halben Distanz von den Fingern zum Brustbein.

Das Forstbeil ist gerade lang genug, um es beidhändig schwingen zu können, aber auch noch kompakt genug für nur eine Hand. Zusätzlich zu den grundsätzlichen Aufgaben einer kleinen
Lageraxt werden diese Beile auch für forderndere Arbeiten, z. B. das Spalten von schwererem Holz und sogar das Fällen von Bäumen verwendet.

Typische Maße: Gesamtlänge von ca. 50 cm mit einem Gesamtgewicht von ca. 0,9–1,2 kg.

So lässt sich das Forstbeil gut einpacken. Kombiniert mit dem niedrigen Gewicht für eine Axt lässt es sich hervorragend mitführen. Größe, Gewicht und Form machen es zu einer vielseitigen Universalaxt, die für viele Anwender einfach passt. Wenn ich persönlich eine Axt auf eine Reise mitnehmen will, mir aber nicht der Sinn nach etwas Speziellerem steht, ist das Forstbeil meine Standardwahl. Sie ist für jede Arbeit, die ich erledigen möchte, geeignet, auch wenn sie für keine Aufgabe speziell optimiert ist – ein Tausendsassa unter den Äxten.

Forstäxte

Die Forstaxt ist eine ideale, leichte Axt. Mit einem Kopf, der mindestens so schwer wie der eines Forstbeils, öfter aber auch schwerer ist, und einem Stiel, der drei Viertel der Entfernung von den Fingerspitzen bis zum Brustbein eines Erwachsenen misst (daher der englische Name „Three-Quarter Axe“), hat sie auch mehr Schwung und Hebel als das Forstbeil. Sie eignet sich durch ihre Länge und den tief zum Boden schwingenden Kopf (perfekter Schwungmoment) exzellent zum Entasten von gefällten Bäumen. Waagerecht geschwungen ist sie eine überraschend leichte und leistungsfähige Fällaxt, leichter und besser mitführbar als die große Fällaxt. Forstäxte haben deutlich mehr Hackkraft als ihre kleinen Brüder, was am höheren Gewicht des Kopfes und dem längeren Stiel liegt, wobei sie dennoch nur etwas mehr als die Hälfte des Gesamtgewichts ihrer großen Brüder wiegen.

Was man jedoch in einigen Bereichen dazugewinnt, verliert man in anderen. Die Stiellänge der Forstaxt macht diese Axtform etwas zu sperrig zum Schnitzen. Selbiges gilt für einige Techniken im Lager, etwa das Spalten von kleinem Anzündholz. Die zuvor erwähnte Dreiviertellänge zwischen Fingern und Brustbein macht diese Axt etwas unhandlich für kleinere Arbeiten.

Typische Maße: Gesamtlänge von ca. 65 cm bei einem Gesamtgewicht von ca. 1,2 kg.

Fälläxte

Fälläxte gehen zurück auf die Zeit der Forstwirtschaft, in der Bäume noch händisch gefällt wurden. Dieser Axttyp hat ungefähr das doppelte Gewicht einer Forstaxt, vor allem wegen des schwereren Kopfes mit der größeren Schneidkantenlänge. Die Fällaxt ist für größere Fällarbeiten gedacht und wird in der Regel beidhändig verwendet. Sie eignet sich auch sehr gut zum händischen Zerteilen von Baumstämmen und macht hier kurzen Prozess.

Die Fällaxt ist zwar gut zum Entasten größerer Äste geeignet, aber mit der Forstaxt geht das Entfernen vieler kleiner Äste schneller, da sie weniger träge ist und mit weniger Mühe beschleunigt werden kann. Die Fällaxt ist auch nützlich beim Spalten oder Hacken von Scheiten rund um Lager und Hütten.

Sie sollten für Winterreisen in Betracht gezogen werden, auch wenn ich die größere Vielseitigkeit der Forstaxt bevorzuge. Fälläxte sind zu groß für kleine Spaltarbeiten und zum Schnitzen. Mit dem 1,5 kg schweren Kopf und einem Stiel, der fast ganz von meinen Fingern bis zum Brustbein reicht, ist meine Fällaxt etwa doppelt so schwer wie die Forstaxt.

Typische Maße einer Fällaxt: Gesamtlänge von 81–90 cm bei einem Gesamtgewicht von ca. 2,2 kg.

Aus dem Buch:

ISBN 978-3-7020- 2112-2
Paul Kirtley
MIT DER AXT IM WALD
Bushcraft – Bäume fällen – Lager bauen
Auswahl, Pflege, Techniken
Aus dem Englischen übersetzt von Nina Schön
208 Seiten, durchgehend farbig bebildert, 21,6 x 26 cm, Hardcover
€ 26,00

Dieses Buch vermittelt eine solide Grundlage für den Gebrauch der Axt – von der richtigen Verwendung bis hin zum richtigen Schärfen – sowie wichtige handwerkliche Outdoor-Fertigkeit, die nicht nur Campern und Naturliebhabern nützen werden, sondern auch Waldbesitzern ohne forstwirtschaftliche Ausbildung, Eltern, die ihre Kinder für den „Abenteuerspielplatz“ Wald begeistern wollen oder Selbstversorgern, Preppern und Survival-Experten. Bäume fällen, entasten, Feuerholz spalten, nützliche Gebrauchsgegenständen mit der Axt schnitzen oder Unterstände errichten – all das wird anhand ausführlicher Beschreibungen und mit zahlreichen Step-Fotos erklärt.